Defäkationsreflex
Der Defäkationsreflex beschreibt den natürlichen, physiologischen Vorgang, der die Entleerung des Darms auslöst. Er wird durch die Dehnung des Rektums (Mastdarms) induziert, wenn sich dort Stuhl ansammelt. Weiterhin kann der Defäkationsreflex ausgelöst werden, wenn sich die Muskeln im Dickdarm zusammenziehen, wodurch signalisiert wird, dass der Stuhl in Richtung Enddarm bewegt werden soll. Der Defäkationsreflex läuft wie folgt ab:
- Dehnungsreiz: Zunächst werden die Dehnungsrezeptoren in der Darmwand aktiviert, sobald sich der Enddarm mit Stuhl füllt.
- Signalweiterleitung: Die Nervensignale werden über das enterische Nervensystem und das sakrale Rückenmark an das Gehirn weitergeleitet.
- Reflektorische Reaktion: Mit Weiterleitung der Signale wir der innere Analsphinkter zur Entspannung aufgerufen. Die Darmbewegungen verstärken sich zudem, um den Stuhl Richtung After zu transportieren.
- Bewusste Kontrolle: Während der innere Analsphinkter unwillkürlich gesteuert wird, kann der äußere Analsphinkter den Stuhlgang entweder zulassen oder zurückhalten, bis eine geeignete Gelegenheit zur Defäkation besteht.
Myenterischer und parasympathischer Defäkationsreflex
Der Defäkationsreflex besteht aus zwei Hauptmechanismen: dem myenterischen und dem parasympathischen Defäkationsreflex. Beide werden durch die Dehnung des Rektums ausgelöst. Jedoch findet beim parasympathischen Reflex die Vermittlung über das sakrale Rückenmark (S2-S4) statt, wohingegen das lokale Nervengeflecht des enterischen Nervensystems beim myenterischen Reflex beteiligt ist. Weitere Unterscheidungen:
Myenterischer Defäkationsreflex
- Er führt zu einer Steigerung der Peristaltik im Kolon und Rektum sowie zur Entspannung des inneren Analsphinkters.
- Der myenterische Defäkationsreflex ist relativ schwach. Eine vollständige Darmentleerung ist zumeist nicht möglich.
- Dieser Reflex kann als lokaler Mechanismus verstanden werden.
Parasympathischer Defäkationsreflex
- Über den Parasympathikus werden verstärkte peristaltische Bewegungen im Kolon und Rektum ausgelöst.
- Gleichzeitig wird der innere Analsphinkter gehemmt, wodurch der Stuhlgang erleichtert wird.
- Dieser Reflex ist viel stärker als der myenterische und wesentlich für eine normale Darmentleerung.
- Der parasympathische Reflex greift über das zentrale Nervensystem verstärkt ein.
Störung der Defäkation
Ist der Defäkationsreflex gestört, kann das verschiedene Ursachen haben. Eine beeinträchtigte Defäkation kann sich als Verstopfung oder unwillkürlicher Stuhlverlust äußern und sowohl neurologisch, als auch muskulär, psychisch oder in Darmstörungen begründet sein. Neurologische Ursachen können eine Schädigung des sakralen Rückenmarks, Neuropathien oder ein Schlaganfall sein. Ist der Defäkationsreflex aufgrund einer Schwäche des Beckenbodens oder Anismus gestört, spricht man von muskulären Ursachen. Aber auch chronische Verstopfungen, Reizdarmsyndrom, Megakolon, Unterdrückung des Stuhlgangs sowie Angst vor Schmerzen können die Defäkation beeinträchtigen. Während der Defäkation, die durch den Reflex ausgelöst wird, kann es zudem zu einer sogenannten Defäkationssynkope kommen. Hierbei handelt es sich um eine kurzfristige Ohnmacht während oder unmittelbar nach dem Stuhlgang, die auf einen stark abfallenden Blutdruck oder eine vorübergehenden Minderdurchblutung des Gehirns verursacht werden kann.